Veranstaltung Interview

Sport und Unternehmertum

spielen sich die Bälle zu

In der Reihe TriTec on top

Ziele gemeinsam klar definieren und dann jedes Spiel erfolgreich gestalten – Das vereint TriTec HR nicht nur am 11.05.2022 mit dem ASV Hamm in der Westpress-Arena. Im sogenannten Wohnzimmer erhielten die rund 150 eingeladenen ortsansässigen Unternehmerinnen und Unternehmer zu Beginn der ca. 3stündigen Veranstaltung Einblicke in das Training des ASV und kamen beim 7Meterwerfen gegen Profitorwart Jan Wesemann selbst in Aktion – und schon auf der Platte näher ins Gespräch. 

Wie zu Beginn jedes Heimspiels hieß es „Licht aus“ und „volle Wucht Westfälisch“ – Handballfeeling für die Gäste in der bis zu 2.650 Zuschauer fassenden Halle. Den Start des Hauptprogramms bildeten Hausherr Thomas Lammers, ASV-Geschäftsführer, und Gastgeber aus der Sponsorenriege Carsten Besselmann, geschäftsführender Gesellschafter von TriTec HR. Nach Begrüßung und Vorstellungsrunde führte ASV-Pressesprecher Simon Kottmann das Interview mit den beiden Führungskräften zu Themen der aktuellen Tabellensituation, der Rückkehr zum Spielbetrieb unter normalen Bedingungen wie auch zum Bereich Sponsorenaktivitäten in Hamm. Großes Thema war natürlich die derzeitig hochspannende Tabellenposition: Aufstieg ist zum Greifen nah. „Voll auf Wachstum programmiert“ – eine weitere Gemeinsamkeit zwischen dem ASV Hamm und TriTec HR, die sich beide als Aushängeschild der Region nicht rein in Zahlen und Toren definieren, sondern vor allem in einem Gefühl von Begeisterung und gemeinsamen Wollen. Ärmel hoch und machen.

Den darauffolgende Wortwechsel zwischen Trainer Michael Lerscht und Spielmacher Dani Baijens führte Bettina Nolting, Vorsitzende der Detmolder MENTOR.I Stiftung. Die zu diesem Sponsorenabend eingeladene MENTOR.I Stiftung beschäftigt sich unter anderem interdisziplinär mit den Themen Bildung, Führung und Orientierung, daher freue sich Bettina Nolting besonders über die heutige Mischung aus Unternehmertum, Sport und philosophisch-kulturellen Themen. „Wie geht Erfolg?“ – unter dieser Frage führte sie ein kurzweiliges wie amüsantes Interview zwischen den sympathischen Akteuren des ASV. Baijens und Lerscht gingen für die Zuhörerinnen und Zuhörer sehr offen auf Fragen zu ihrer täglichen Motivation und das Thema Erfolg ein. 

Motivation sei eine sehr persönliche Angelegenheit, so Lerscht. Der eine habe seine feststehende Mahlzeit, die er vor jedem Spiel brauche, der andere ritualisierte Abläufe. Wichtig sei hier vor allem, dass die Arbeit Spaß mache und die Stimmung im Team stimme. Dieses nahm Bettina Nolting direkt im Übertrag auf die Unternehmerwelt auf, denn auch hier ginge es täglich um intrinsische Motivation und auch den Umgang mit Misserfolgen. „Die Themen sprangen uns gleich an“, so Nolting, „Die Grundfrage natürlich, wie geht Erfolg, habt Ihr ein persönliches Motivationsrezept oder wie motiviert Ihr Euch in den unterschiedlichen Rollen als Trainer und als Spieler?“  Das Thema Erfolg sei vor allem „am Ende der Saison allgegenwärtig“, wobei der Plan natürlich deutlich früher losginge, so Lerscht. In diesem Jahr hätten sie sich z. B. Attribute auferlegt, „wie wir Handballspielen, wie wir trainieren und wie wir als Gruppe funktionieren wollen“. Und dieses sei „extremst abhängig von der Gruppe an sich“ und würde sich vor allem an Wertethemen orientieren. Der Rückraumspieler betonte die Stimmung in der Mannschaft, dass man nichts allein mache, sondern zusammen die Zeit gut nutze. „Das ist das, was uns so stark macht.“, so Baijens. Erfolg beginne im Kopf, hier fragte Bettina Nolting nach einem mentalen Setting und auch dem Thema Mentoring. Trainer und Spieler waren sich einig: Zwar gebe es individuelle Ritualisierungen, wie jeder mit dem richtigen Bein ins Spiel komme. Der niederländische Nationalspieler betonte allerdings auch, dass man, „wenn man gut trainiert“ auch immer etwas mitnehme. In diese Richtung ging auch die Ausführung zum Thema Fehlerkultur: In der Mannschaft wie im Unternehmen gelte, stets auf sein Gegenüber individuell und auf Augenhöhe einzugehen, um aus den Fehlern zu lernen und stärker zu werden. Hierzu müsse sich jeder in seiner Rolle erst einfinden. Diese Ausführung des Spielers nahm Bettina Nolting gerne auf und gab den Ball zurück an Dani Baijens: „Du hast Deine Rolle als Führungsspieler gefunden. Jetzt heißt es, Führung könne man nicht lernen. Funktioniert das automatisch?“ Der Bundesligaspieler sei zwar noch sehr jung, habe sich aber in seinen unterschiedlichen Stationen immer offen und spielfreudig in sein Team eingefunden. Lerscht führte dieses weiter, wie wichtig es sei, nicht nur mit Häuptlingen oder nur mit Indianern durch die Saison zu gehen. „Es gibt hier die klassische Unterscheidung Teamplayer, Individualist und Führungsspieler. Wobei keiner dieser Attribute mit etwas Negativem belastet ist.“ Mit zwei gleichen Typen auf einer Position, wäre das nicht förderlich. „Wenn sie aber extremst unterschiedlich wären, und man nur Reibung und im schlimmsten Fall Neid hätte, würde es auch nicht funktionieren.“ Die Gruppenzusammensetzung und -dynamik sei daher immer im Blick zu haben. 

Auch die Ausführungen zu den Motivations-Leckerlies und die Work-Life-Balance brachte die Zuhörenden zum Schmunzeln: Am wichtigsten bleibe die intrinsische Motivation, so der Trainer. Wenn die Spieler dann zur Belohnung für eine gute Trainingseinheit zum Aufwärmen beim nächsten Mal Fußballspielen dürften, sei die Freude stets riesig. Auch ein trainingsfreier Tag nach einem gewonnenen Spiel, sprich Zeit als höchstes Gut, motiviere immens. Interessant für die Familienunternehmer vor Ort war dabei das vom Trainer erklärte System der Marker: Bei einer Trainingseinheit werden unterschiedliche Marker gesetzt, die zum Ende analysiert werden. Hierbei ginge es dann nicht nur um Sieg oder Niederlage, sondern wie viele dieser Marker im Detail positiv erfüllt wurden. „Spaß an der Arbeit. Ich mache einfach mein Ding.“ So fasste Dani Baijens seine Motivation zusammen. 

Abschließend interessierte sich Bettina Nolting für die Frage nach dem Mentoring, da Erfolg immer mit Persönlichkeiten zusammenhinge. Dazu erzählte der Spieler von wichtigen Erfahrungen mit seinem „Opa Mentor“ aus Lemgoer Bundesligazeiten. Wichtig im Sport wie im Unternehmen sei stets der offene Austausch mit den Trainer- oder Teamkollegen und seine Netzwerke aktiv zu gestalten, so Lerscht abschließend.

Nach spannenden Einblicken auf Leckerlies und freie Tage, viele Frauen und die Bedeutung eines guten Teams kündigte Bettina Nolting den folgenden Redner unter dem Titel „Eigentlich bin ich ganz anders. Über Inspiration und das ungelebte Leben B“ an:

Dr. Nico Rose, einer der laut Harvard Business Manager profiliertesten Experten für positive Psychologie in Deutschland, Sinnputgeber, Buchautor, Heavy Metall Fan, ehemals Professor für Wirtschaftspsychologie in Dortmund, jetzt freier Autor und Redner „und das beste von allem: er kommt aus Hamm“. 

Nico Rose griff das zuvor betonte Fazit: „Erfolg durch Persönlichkeit“ direkt auf: „Ich möchte mit Ihnen heute Abend über Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung sprechen, und wie das zu Ihrem beruflichen Erfolg und insbesondere zu ihrer beruflichen Zufriedenheit beitragen kann.“ Hierzu lädt er ein, mitzumachen, die Themen zu durchdenken, betont jedoch auch direkt zu Beginn, dass es nicht sofort etwas sei „wo Sie sagen, ab morgen ist mein Leben verändert und ich bin ein ganz anderer Mensch.“ Vielmehr sei es eine Einladung zum Nachwirken. 

Die erste Frage ans Publikum bezog sich auf die berufliche Laufbahn: „Wer ist noch in seinem ersten erlernten Beruf tätig?“ Rose sei mit seinen 44 Jahren bereits in 8 – 9 Berufen tätig gewesen. Die meisten machten heute nicht mehr das, was sie zum Anfang ihrer Karriere gemacht hätten. Das zum Thema Leben B. Auch die Handballer müssten sich perspektivisch Gedanken machen, was sie nach der Profikarriere tun möchten. Vielleicht Trainerlaufbahn, vielleicht Wirtschaft. Etwas aus dem Heute mitnehmen in die Neuorientierung. Danach ging der Sprecher zurück zum Thema Kindheitsträume:

„Wer von Ihnen hat so mit 14, 15, 16 auch mal davon geträumt, Profisportler zu werden? […] Wer wollte mal berühmt werden als Popstar oder Autor? […] Wer hat es geschafft? Das sind die wenigsten von uns.“ Mit diesen Fragestellungen führte er darauf hin, dass die meisten zwar diese Träume hatten, jetzt aber ein normales Leben führen würden. „Die Tatsache ist, wir alle haben abgelegte ehemalige Identitäten, wo früher mal ganz viele Träume und Energien eingeflossen sind.“ Und das Spannende daran sei, „die früheren Identitäten, diese Echos sind zum Teil noch da. Diese können uns in unserem Tun noch immer stark beeinflussen.“ Sprich: „Wir leben jetzt das Leben A, aber das, was wir gern gelebt hätten, ist das Leben B.“

Nico Rose berichtet dazu über die Recherche für einen Artikel, für den er einige spannende Persönlichkeiten interviewt habe. Unter anderem Vladimir Klitschko, früher erfolgreicher Boxer, jetzt ebenso gefragter Managertrainer u. a. im Challenge Management. So strukturiert und klar, wie damals seine Boxtechniken waren, so hat er seinen Übergang in die Wirtschaft gestaltet. So habe er seine früheren Qualitäten als Leistungssportler nun in sein neues Leben integriert. Als weiteres Beispiel nannte Rose einen Filialleiter von C&A, der mit 31 seine Karriere an den Nagel gehängt habe und heute als Pfarrer erfolgreich aktiv sei. Man könne allerdings immer noch den früheren Filialleiter erkennen, den er als „Teil seiner früheren beruflichen Identität mitgenommen“ habe. Er spräche zum Beispiel noch immer von Zielgruppen, „wie er im Namen des Herren den Sponsoren das Geld aus dem Ärmel locken kann“ und trage Fliege oder bunte Socken zum Talar. 

Roses Anregung an die Gäste: „Fühlen Sie mit einem Glas Rotwein am Wochenende in Ihre früheren beruflichen oder sportlichen Identitäten hinein.“ Es sei spannend zu sehen, wie unterschiedlich Menschen mit diesen abgelegten beruflichen Identitäten umgingen. „Wir sind ja alle Menschen. Wir haben alle eine Persönlichkeit. Das Spannende am Menschsein ist, dass wir ganz wir selbst sein können. Und das Spannende am selbstbewussten Leben ist, das wir uns in andere alternative Lebewesen hineindenken können. Eine Katze kann nicht morgens beim Aufstehen sagen, ich hab heute keine Lust auf Katze, ich bin heute mal Hund.“ Als Buchempfehlung nannte er hierzu passend: Warum Zebras keine Magengeschwüre bekommen können. „Sie sind eins mit sich selbst.“ Ein weiterer Gedanke für ruhige Stunden zu Hause. 

Mit Udo Lindenbergs „Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu“, führte Rose das Thema Rolle, Soll-Selbst und Ideal-Selbst weiter aus. Nun stelle sich die Frage: „Habe ich das alles ad acta gelegt, in die Ecke geschmissen, weil ich zu alt bin oder mein BMI nicht dazu passt? Oder kann ich es irgendwie in mein Leben integrieren?“ Genau diese unerfüllten Träume erzeugten Trauer und Lähmung. Hier könne man entweder weiter nachtrauern oder sich von seinen unerfüllten Träumen verabschieden, um Energie für neue Träume Platz zu machen. Eine andere Möglichkeit sei, „stellvertretend am Leben anderer“ teilzunehmen, „Sponsor werden. Herzlichen Glückwunsch, das ist eine ganz wunderbare Methode teilzunehmen, das macht glücklich.“ Ob im Sport oder im Unternehmen, das gibt Dr. Nico Rose den begeisterten Zuhörern zum Schluss mit: „Gibt es eine Möglichkeit, diese abgelegten Identitäten, in das zu integrieren, was Sie heute tun? Gibt es einen Raum dafür?“ Als Beispiel nannte er seine Liebe zur Musik. „Ich war aber richtig schlecht im Gitarrespielen, daher war eine Bandkarriere undenkbar, jetzt schreibe ich ein Buch über Heavy Metall, denn schreiben kann ich. Das macht mich besser, in dem, was ich tue. Das macht mich wahnsinnig glücklich.“ Sich nicht von dieser gespeicherten Energie lähmen lassen, sondern sie nutzen. „Das Schöne ist, Sie als Unternehmer haben diesen Freiraum, sie haben die Gelegenheit. Wenn da noch etwas ist, was in Ihnen schlummert, was noch ausgelebt werden möchte, […] wie viel von dieser Energie brauche ich eigentlich, um zufriedener und besser in meiner aktuellen Rolle zu werden. Ich wünsche Ihnen ganz viel Spaß beim Explorieren Ihrer Leben B, C und weiterhin viel Erfolg in ihrem Leben A.“ 

Dazu, dieses und die vorangegangen Themen bei Schluck und Happen in der Sponsorenlounge zu vertiefen, lud Bettina Nolting im Namen des ASV Hamm und TriTec HR die Gäste nach der Preisverleihung für das 7Meterwerfen herzlich ein. 

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